Eröffnung: Mittwoch, 1. März 2023, 18 – 20 Uhr
Hanna Roeckles Skulpturen muten in ihrer Perfektion aufs Erste hermetisch an. Sie sind Setzungen im Raum und ähnlich wie Kristalle oder geschliffene Juwelen fraglos schön. Lässt man sich aber auf sie ein, merkt man, wie wenig sie sich in ihrer ästhetischen Erscheinungsform erschöpfen. Vielmehr erweisen sie sich als Dialogpartnerinnen. Wer sich im Garten der Galerie bewegt und die beiden Skulpturen «Scurit» und «Crystalline Needle» umschreitet, wird sich darin selbst entdecken. Die glatt polierte Lackoberfläche wird zum Spiegel, der uns aufnimmt und mit den changierenden Farbverläufen der Skulptur verbindet. Die Skulpturen stehen also nicht reglos da, sie koagieren beredt mit ihrer Umgebung und erlauben eine vielseitige und vielschichtige Wahrnehmung. Auch für die Werke, die Hanna Roeckle im Innern der Galerie zeigt, ist die Platzierung im Raum wichtig. So etwa für die fünf Wandobjekte aus der variantenreichen Serie «Rosetta». Zu ihnen liess sie sich durch die gleichnamige Raumsonde inspirieren, die nach ihrer jahrelangen Erkundungstour im All auf dem Kometen Tschuri verglühte. Hanna Roeckle nahm an dieser spektakulären Reise Anteil. Die Schubladen im Atelier sind angefüllt mit Informationen zu diesem Ereignis. Sie inspirierten Hanna Roeckle zu feinlinigen Farbstiftzeichnungen, aus denen sich dann über zahlreiche Entwicklungsschritte die Skulptur «Rosetta» mit ihren Mutationen entwickelte. Angeregt von Albrecht Dürers Kupferstich «Melencolia I», in dessen Mitte sich ein rätselvoller geometrischer Körper befindet, fand Hanna Roeckle zu ihrer Serie der Polyederfiguren mit der Skulptur «Aquarius» und ihrem verführerischen Farbenzauber. Wie alle Arbeiten dieser Künstlerin entstammen auch die rundplastischen, frei im Raum aufgestellten Figuren modularen, offenen Serien. Die schlanken, wie ein Vektor in die Höhe weisenden «Needles» lassen in ihrer hieratischen Gestalt an die Stelen von Aksum in Äthiopien denken. Längst vergangene Zeiten faszinieren die Künstlerin als Inspirationsquelle genauso wie die unmittelbare Gegenwart.
– Angelika Affentranger-Kirchrath